Autobahnbau

Damit Neues entstehen kann: Abbrüche

Archive bewahren nicht nur die Erinnerung an eine Welt, «wie sie einmal war». Mittels archivierter Fotografien dokumentieren sie auch, «wie die Welt einmal ausgesehen hat». Dabei zeigt sich die Welt von damals in der Regel von ihrer schönsten Seite: Historische Postkarten verewigen schmucke Dorfbilder und imposante Landschaften. Repräsentative private und öffentliche Gebäude zeugen von begabten Architekten. Und die Bilder von Eröffnungs- und Einweihungsfeiern widerspiegeln die Freude aller Beteiligten – die nun vom Wandel und Neuen profitieren können.

Bilder zu Abbrüchen finden sich dagegen schon seltener. Wohl auch, weil sie die weniger pittoresken Seiten und Ecken zeigen, das «Abbruchreife», wie beispielsweise das St.Galler Stadtquartier St.Fiden unweit des Olma-Areals. Hier fanden sich auch keine professionellen Fotografinnen und Fotografen ein, um die in die Jahre gekommenen Wohn- und Gewerbebauten ein letztes Mal in Szene zu setzen. Stattdessen blicken wir durchs nüchterne (Kamera-)Auge von Mitarbeitern des damaligen Nationalstrassenbüros. Ihre Amateuraufnahmen aus dem Archivbestand A 649 erlauben einen letzten – und für manchen abgebildeten Winkel wohl exklusiven – Blick in kleine Quartierwelten, bevor diese für den Bau der Stadtautobahn Platz machen mussten.

Marcel Müller

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