Der hingesudelte «Brodeur»

Nicht wenige Kundinnen und Kunden des Staatsarchivs kommen wieder und wieder. Und werden in ihrem Interessensgebiet zu eigentlichen Experten. So auch H. S. Der pensionierte Ingenieur erforscht seit Jahren die international vernetzte Geschichte der frühen Textilindustrie, ihrer Innovationen, Pioniere und Maschinen. Aktuell interessiert er sich für Franz August Michel. Michel wurde 1806 im damals noch zu Frankreich gehörenden Glovelier geboren, arbeitete später in Mulhouse und zog 1830 in die Stadt St.Gallen. 1835 bringt hier seine Frau ihr viertes Kind zur Welt.

Aber warum zum Teufel haben viele Pfarrer kaum leserlich geschrieben? Das Wort hinter Michels Namen im Taufregister können leider auch die Mitarbeitenden des Staatsarchivs nicht mit Sicherheit entziffern. Könnte es «Brodeur» (= Sticker) bedeuten? Peut-être.

In solchen Fällen kratzen sich Archivarinnen und Archivare am Kopf – in der Regel kurz –, kurbeln dann an einem Roll-Regal und steuern auf die richtige Archivschachtel zu. Et voilà: In einem gedruckten und damit auch leicht lesbaren Verzeichnis der Stadt St.Gallen von 1833 findet sich der besagte Michel mit der Berufsangabe Sticker. Darin steht auch, dass der Jurassier vorher «Aufseher in der Mange-Schiessischen Stickerei» in Mulhouse gewesen sei. Von so einem Betrieb hat H. S. in all seinen Forscherjahren noch nie gehört. «Sensationell!», findet er.

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