Familienarchiv Hilty (Werdenberg)
Titel
Familienarchiv Hilty (Werdenberg)
Stufe
Fonds
Entstehungszeitraum
1396 (ca.)-1900
Anzahl
149
Geographische Angaben (Adresse)
Torhaus Städtli 1, Werdenberg, Gemeinde Grabs
Behördengeschichte
Archivgeschichte:
Das Privatarchiv Hilty ist das Archiv des bis ins 20. Jahrhundert im sogenannten Torhaus im Städtli Werdenberg ansässigen Hilty-Familienzweigs. Die Hilty (ursprünglich Hilti) werden bereits 1320 in den Quellen als Gutsbesitzer erwähnt, und der Familie entstammen aus der Zeit während der Herrschaft der Glarner und in der Helvetik bis in die neueste Zeit zahlreiche wichtige Persönlichkeiten und Amtsinhaber. Entsprechend befindet sich ein Teil des Materials bereits seit seiner Entstehung in Familienbesitz, anderes wurde von Familienmitgliedern in den letzten Jahrhunderten für deren historische Studien zusammengetragen. Einige Dokumente kamen durch Schenkungen in Besitz der Hiltys. Massgeblich an der Sammlung beteiligt waren David Hilty-Kunz (ca. 1822-1900) und sein Sohn Major David Heinrich Hilty (1851-1915), die beide auch zahlreiche Abschriften von Dokumenten zur Region Werdenberg aus anderen Archiven oder aus Privatbesitz verfassten.
Das Privatarchiv Hilty befand sich bis 2019 in Besitz von Iris Heeb (1943-2019), einer Nachfahrin der Hiltys und bestand bis zu diesem Zeitpunkt aus zwei Teilbeständen: Ein Teil lag im Torhaus, Städtli 1 in Werdenberg, und der andere Teil, der "Schaaner Teil", im Wohnhaus von Iris Heeb in Schaan (Fürstentum Liechtenstein). Der im Archivinformationssytem des Staatsarchivs verzeichnete Teil umfasst nur die wohl ältesten und historisch wertvollsten Dokumente des im Torhaus gelagerten Teils. Der Schaaner Teil wurde erst nach dem Tod von Iris Heeb 2019 ebenfalls in das Torhaus transferiert, womit der Bestand nun an einem Ort liegt. Laut Testament von Iris Heeb sollen das Torhaus und das gesamte Archiv in eine Stiftung oder Körperschaft überführt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Konkrete Schritte sind noch nicht unternommen worden (Stand: 2018).
Auf das umfangreiche Privatarchiv der Familie Hilty wurde der aus Sevelen stammende Historiker Dr. Werner Hagmann 2011 zufällig aufmerksam, als er nach einer unauffindbaren Werdenberger Urkunde suchte. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass der Teilbestand vom Torhaus verzeichnet und dem Staatsarchiv St.Gallen zur Restaurierung und Digitalisierung zur Verfügung gestellt wurde. Ihm ist es auch gelungen, die Besitzerin vom Erhalt des Archivs für die Öffentlichkeit zu überzeugen.
Administrative Strukturen
Archivordnung:
Der zunächst im Wohnhaus in Schaan aufbewahrte Teil ist erst grob inventarisiert und besteht aus vielen Büchern, Kopialbüchern, Schachteln und Mappen, die einen Zeitraum von 1300 bis ins 21. Jahrhundert umfassen. Die Mappen sind teils nach Gemeinden oder Themen geordnet und enthalten viele von David Hilty und seinem Sohn Major David Heinrich Hilty verfasste Kopien.
Der bereits seit längerer Zeit im Torhaus verwahrte Teil setzt sich folgendermassen zusammen:
1. Besiegelte Pergamenturkunden aus dem 14. bis 18. Jahrhundert (verschollen; nur vage Angaben zu Anzahl und Inhalt)
2. Über 100 Papierurkunden und Akten aus dem 15. bis 19. Jahrhundert (von Dr. Pascale Sutter geordnet und verzeichnet: S 006/001 bis S 006/143)
3. Archiv des Distriktstatthalters Johannes Hilty aus der Helvetik von 1300 und in Form von Abschriften bis ins 21. Jahrhundert (vorhanden, nicht verzeichnet: zuletzt in Schaan aufbewahrt)
4. Weitere weder verzeichnete noch inventarisierte Unterlagen, darunter Korrespondenz, Fotoalben etc.
In den Rechtsquellen des Kantons St.Gallen III/4, Die Rechtsquellen der Region Werdenberg, Basel 2020, ist der verzeichnete Teilbestand mit der Signatur "PA Hilty S 006", der nicht verzeichnete andere Teil mit der Signatur "(PA Hilty) Privatarchiv" bezeichnet.
Historische Kriterien
Das Themenspektrum ist umfassend: Neben privater und öffentlicher Korrespondenz enthält das PA Hilty auch Urteile besonders zu Grenzkonflikten oder zu Nutzungskonflikten um Alpen, Wald- oder Weiderechte. Daneben sind auch Lehen-, Kauf-, Schuld- oder Zinsbriefe, Eheverträge, Leumundszeugnisse, wenige Ordnungen, Dokumente zur Schule in Sevelen, zum Militär, zu den "Bürgerrechten" und vieles mehr überliefert. Ohne die Dokumente und Abschriften im PA Hilty wären diese historischen Zeugnisse wohl kaum erhalten geblieben und damit für die Forschung verloren gewesen.
Anmerkung
Für eine ausführliche Beschreibung des Privatarchivs Hilty siehe Pascale Sutter, Das Privatarchiv Hilty - eine Fundgrube für die Rechtsquellenforschung. Vielversprechender Auftakt für das Rechtsquellenprojekt "Grafschaft Werdenberg, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Gams", in: Werdenberger Jahrbuch 2013/26, S. 307-314.
Einige Urkunden und Akten wurden ediert in:
Die Rechtsquellen des Kantons St.Gallen III/4, Die Rechtsquellen der Region Werdenberg, Basel 2020.
Chartularium Sangallense (ChS), bisher 13 Bde., hrsg. von der Verlagsgemeinschaft Chartularium Sangallense, St.Gallen 1983-2012.
Schutzfrist
Unbekannt
Schutzfristkategorie
Freie Benutzung (0 Jahre)
Bewilligung
Keine
Zugänglichkeit
Öffentlich
Physische Benutzbarkeit
Nicht möglich