Stiftung Hochsteig, Lichtensteig
Title
Stiftung Hochsteig, Lichtensteig
Stage
Fonds
Period of origin
1851-2015
Existenzzeitraum
1851-
Synonyme
vormals: Toggenburgische Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder zum Rickenhof bei Wattwil (ab 1861 auf der Hochsteig), Toggenburgische Rettungsanstalt Hochsteig (ab 1868), Toggenburgische Erziehungsanstalt Hochsteig (seit 1899), Toggenburgische evangelische Erziehungsanstalt Hochsteig (seit 1931), Evangelische Erziehungsanstalt Hochsteig (seit 1940), Evangelisches Erziehungsheim Hochsteig (seit 1955), Sonderschulheim Hochsteig (seit 1977), Schulheim Hochsteig (seit 2000)
Geographische Angaben (Adresse)
Hochsteig 1390
9620 Lichtensteig
Rechtsform
Stiftung
Rechtsgrundlagen
Statuten der toggenburgischen Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder auf der Hochsteig, Gemeinde Wattwyl, vom Oktober 1864; Statuten der toggenburgischen Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder auf der Hochsteig, Gemeinde Wattwil vom August 1884; Statuten der toggenburgischen Erziehungsanstalt Hochsteig (Gemeinde Wattwil) vom 2. Oktober 1899; Statuten des Evangelischen Erziehungsheims Hochsteig, Wattwil, vom 29. März 1957; Statuten des Hochsteigvereins, Wattwil, vom 5. Mai 1977; Statuten des Vereins Schulheim Hochsteig vom 17. April 2000; Statuten des Vereins Schulheim Hochsteig vom 03. Mai 2004; Statuten des Vereins Schulheim Hochsteig vom 02. Mai 2005; Kopie der öffentlichen Urkunde zur Errichtung der Stiftung Hochsteig vom 16. Dezember 2014
(Amts-)Leitung
Hauseltern:
Christian und Kathrin Barbara Fluri-Pauli (1851-1854)
Christian und Anna Maria Donaz-Schmid (1854(1855)-1875)
Christian und Elise Donaz-Zuber (1875-1878)
Gustav und Marie Anderegg-Messmer (1878-1919)
Karl und Frieda Kägi-Anderegg (1920-1934)
Karl und Marie Kägi-Messmer (1934-1954)
Hans und Ruth Kunz-Straub (1954-1969)
Erwin und Dora Metzler-Lieberherr (1969-1974)
Erwin und Edith Fischer-Hug (1974-1975)
Leitung:
Hans-Peter und Marianne Gäng (1977-1986)
O. Reichlin und Simon Egger (1986)
Simon Egger (1986-1991)
Bruno Schläpfer-Spahn (1991-1998)
Markus Egger (1998-2013)
Claudia Rosmarie Mattle (2013-
Behördengeschichte
Am 22. Mai 1851 wurde die Toggenburgische Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder in Ennetbühl gegründet. Gründer des Vereins waren Pfarrer Johann Jakob Tischhauser in Ennetbühl, Thomas Schwander in Wattwil, J.J. Zuberbühler im Bunt, Georg Roth in Krummenau, Niklaus Gross in Ebnat, N. Feurer, Pfarrer Hagmann in Nesslau. Die Rettungsanstalt wurde durch Spenden, durch Zuwendungen der Gemeinden, von den Versorgern der Kinder einbezahltes Kostgeld und durch den Erlös des Verkaufs von Landwirtschaftsprodukten und Heimarbeitserzeugnissen finanziert. Bis Ende der 1870er Jahre arbeiteten die Kinder und Jugendlichen der Hochsteig auch am Spinnrad und am Webstuhl. Erst seit 1880 leistete der Kanton St.Gallen einen finanziellen Beitrag an die Kosten der Versorgung. Im ersten Jahr wurden acht Knaben und zwei Mädchen aufgenommen. Ein Hauselternpaar betreute die Kinder. Diese erhielten in der Anstalt Unterricht und wurden bei den Arbeiten auf dem angegliederten Landwirtschaftsbetrieb miteinbezogen. Mithilfe in Haus und Feld, Religionsunterricht nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche und Unterricht auf Volksschulstufe blieben bis zur Neuausrichtung der Institution im Jahr 1977 zentrale Grundlagen des Betriebs des Heims. Die Hauseltern wurden durch eine kleine Anzahl Mitarbeitende in der alltäglichen, praktischen Arbeit unterstützt. 1852 ersteigerte der Trägerverein die Liegenschaft im Rickenhof in Wattwil. Dort blieb die Rettungsanstalt bis ins Jahr 1860, als die Gemeinde Wattwil den Rickenhof kaufte, um dort ein Waisenhaus zu errichten. Der Verein übernahm die Liegenschaft Hochsteig oberhalb von Lichtensteig. Auch hier gehörten Waldungen und Boden, der landwirtschafltich genutzt wurde, zum Anwesen. Bis in die 1970er Jahre lebten jeweils zwischen 20 und 25 Kinder und Jugendliche auf der Hochsteig. Bis 1918 handelte es sich sowohl um Knaben als auch Mädchen. 1918 wurde der "Sonnenhof" in Ganterschwil eröffnet. Diese Institution nahm ausschliesslich Mädchen auf. Deshalb beschloss der Hochsteig-Verein, keine Mädchen mehr aufzunehmen. 1901 gründeten ehemalige Schüler den "Zöglingsverein", später "Verein ehemaliger Hochsteig-Zöglinge" genannt. Die Mitglieder dieses Vereins kamen einmal im Jahr zur Jahresversammlung zusammen. Sie ermöglichten dem Heim mit ihren Spenden nützliche Anschaffungen.
Am 19. Mai 1919 brach in der Anstalt ein verheerender Brand aus, der das Gebäude von 1677 fast vollständig zerstörte. Die Hausmutter Marie Anderegg-Messmer starb beim vergeblichen Versuch einen 9-jährigen Knaben aus den Flammen zu retten. Die Ursache des Brandes konnte nicht restlos geklärt werden. Am 10. Oktober 1920 wurde das neue Gebäude am bisherigen Standort eingeweiht. 1931 wurde eine neue Scheune gebaut. Das Heim konnte bis in die 1970er Jahre mit kleineren Anpassungen in herkömmlicher Art weitergeführt werden. Als 1974 das damalige Hauselternehepaar aus persönlichen Gründen beschloss, von seiner Stelle zurückzutreten, geriet das "Hochsteig" in eine Krise. Auf Ende des Jahres 1975 wurde das Heim vorläufig geschlossen. Die Mitglieder des Hochsteig-Vereins hatten beschlossen, dass ein neues Konzept im Hinblick auf eine Wiedereröffnung des Heims erarbeitet werden sollte. 1977 wurde die ab jetzt als Sonderschulheim geführte Institution wieder eröffnet. Das Heim bot Schulung und Betreuung von normalbegabten Kindern mit Lern- und Verhaltensproblemen an. 1985/1986 kam es nach der Kündigung des damaligen Leiter-Ehepaars und zahlreicher Mitarbeitender und wegen der kleinen Anzahl betreuter Kinder zu einer erneuten Krise, die aber überwunden werden konnte. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde die Anzahl Plätze in den Wohngruppen erhöht. Auch das Schulangebot wurde ausgebaut. 1997 wurde gegenüber den alten Gebäuden ein neues Schulhaus erbaut. Verschiedene Umbauarbeiten wurden vorgenommen.
2007 wurde die räumlich beengte Situation durch einen Neubau im Anschluss an das alte Gebäude wesentlich verbessert.
Tätigkeitsbereich (Behördenkompetenzen)
Zweck des Trägervereins war: [...]Kinder, welche bereits der sittlichen Verwahrlosung anheimgefallen sind oder derselben anheimzufallen in Gefahr stehen, zu guten Bürgern und wahren Christen heranzuziehen.[...](gemäss Art. 1 der Statuten vom Oktober 1864 und August 1884); [...] Kinder, welche der sittlichen Verwahrlosung anheimzufallen drohen oder für die eine Anstaltsversorgung dringend notwendig erscheint, zu guten Christen und Bürgern heranzuziehen.[...](gemäss Art. 1 der Statuten vom 2. Oktober 1899);[...] möchte die ihm anvertrauten Knaben in Liebe und Zucht zu frohen Menschen erziehen und sie zur Verantwortung gegenüber Gott und den Mitmenschen führen.[...](gemäss Art. 1 der Statuten vom 29. März 1957);[...] die Erziehung, Schulung und Behandlung von normalbegabten Kindern mit Verhaltensstörungen (auch hirnorganischen Störungen) nach heilpädagogischen und psychiatrischen Gesichtspunkten.[...](gemäss Art. 2 der Statuten vom 5. Mai 1977); [...] die Führung eines Sonderschulheims für Kinder, die wegen Verhaltensauffälligkeit oder Lernbehinderung einer besonderen Erziehung und Schulung bedürfen.[...] (gemäss Art. 2 der Statuten vom 17. April 2000).
Zweck der seit 2014 bestehenden Stiftung ist (gemäss Art. 2 der Stiftungsurkunde vom 16. Dezember 2014):
[...]Die Stiftung Hochsteig bezweckt die Führung des Schulheims Hochsteig in Wattwil mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen, die besonderer Erziehung und Schulung bedürfen, ein angepasstes Lernumfeld in einem Internat, in einem Externat und in einer Sonderschule zu bieten. Schüler und Schülerinnen mit Verhaltens- und Lernproblemen finden einen strukturierten Rahmen und eine professionelle Begleitung, Schulung und Therapie. Das Angebot der Stiftung Hochsteig kann sich bei Bedarf auf andere Standorte ausweiten. Ebenso können weitere stützende Massnahmen für Kinder, Jugendliche oder deren Bezugspersonen angeboten werden.[...]
Administrative Strukturen
Der Verein hatte folgende Organe: Mitgliederversammlung, Leitendes Comité bzw. Vorstand bzw. Heimkommission (7 Mitglieder, ab 1957 5-9 Mitglieder) / Rechnungs(prüfungs)kommission bzw. Rechnungsrevisoren bzw. Kontrollstelle (3 Mitglieder, ab 1977 2 Mitglieder) / Der Hausvater, später die Hauseltern bzw. die Heimleitung hatte(n) mit beratender Stimme Einsitz im leitenden Gremium.
Die Organe der Stiftung sind: Stiftungsrat und Revisionsstelle. Der Stiftungsrat besteht aus mindestens 5 Mitgliedern. Die für die Stiftung Hochsteig relevanten Fachbereiche sollen nach Möglichkeit im Stiftungsrat vertreten sein. Die Institutionsleiterin / der Institutionsleiter hat mit beratender Stimme Einsitz im Stiftungsrat.
Parallelüberlieferungen
Im Staatsarchiv St.Gallen werden folgende Unterlagen aufbewahrt, die sich auf das Schulheim Hochsteig und seine Vorgänger beziehen:
Kantonale Behörden:
-Kleiner Rat (Regierungsrat/Regierung): Verhandlungsprotokolle: Mehrere Beschlüsse in Bezug auf finanzielle Unterstützung des Heims (Signatur der Serie: ARR B2)
-Erziehungsrat: Protokolle: Mehrere Beschlüsse zu Fragen der Ausrüstung und des Lehrplans der Schule des Heims (Signaturen der Serien: KA R.130 B 1 ER. und A 020/773 ER)
-Erziehungskommission: Protokolle: Mehrere Beschlüsse betreffend Patentierung von Lehrpersonen, Lehrplan, Zuteilung von Schülern (Signatur der Serie: KA R.130 B 1 EK.)
Kantonale Verwaltung:
-Erziehungsdepartement: Sekretariat: Akten zu einzelnen das Heim betreffende Fragen, u.a. Staatsbeiträge an Sonderschulen (Signatur der Serien: A 022/386, A 071/01.04, A 071/07.04, A 071/09.04, A 118/026.21)
Regionale Behörden
-Bezirksschulrat Neutoggenburg: Unterlagen in Bezug auf private Sonderschulen (Signatur der Serie: A 253/62)
Privatarchive
-Ansichtskartensammlung Kühne-Comploj: einzelne Bilder des "Hochsteig" (Bestandessignatur: W 238)
-Sammlung Foto Gross: einzelne Bilder des "Hochsteig" (Bestandessignatur: W 283)
In folgenden anderen öffentlichen Archiven sind Unterlagen mit Bezug zum Schulheim Hochsteig zu finden:
Schweizerisches Sozialarchiv
-Verhandlungen des schweizerischen Armenerziehervereins, nebst Beschreibung der Armen-Anstalten: Sonnenberg bei Luzern, Hochsteig und Rickenhof bei Wattwyl[...], 1867 (Signatur: Ar 14.22)
Staatsarchiv Appenzell Ausserrhoden
-Subventionen der Gebrechlichenhilfe: Korrespondenz betreffend appenzellische Zöglinge, 1969-1970 (Signatur: Pa.040-030-05)
Staatsarchiv Schaffhausen
-Korrespondenz mit dem Regierungsrat von Schaffhausen, 1966 (Signatur: Regierungsratsakten 8/222494)
Bewertung der organisatorischen Gesamtfunktion
Siehe Eintrag auf Ebene Fonds "Sonderschulen".
Historische Kriterien
Siehe Eintrag auf Ebene Fonds "Sonderschulen".
Rechtliche Kriterien
Siehe Eintrag auf Ebene Fonds "Sonderschulen".
Vereinbarung
Archivierungskonzept für Sonderschulen im Kanton St.Gallen, Vereinbarung zwischen dem Staatsarchiv St.Gallen und dem Amt für Volksschulen, Abteilung Sonderpädagogik vom 22. September 2015
Anmerkung
Sekundärliteratur:
Egger, Markus: Von der Toggenburgischen Rettungsanstalt zum Schulheim Hochsteig. In: Toggenburger Jahrbuch 2003, Wattwil 2002, S. 95-111
Schulheim Hochsteig (Hrsg.): Von der Toggenburgischen Rettungsanstalt zum Schulheim Hochsteig, Chronik 1851 – 2002, Lichtensteig, ohne Jahr
Term of protection
Zeitraumende
Protection period
30 years
Schutzfristkategorie
Sachakten (30 Jahre)
End of protection period
12/31/2045
Authorisation
Staatsarchiv
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Uneingeschränkt