Schreibschrank (Schreibtisch)
Titel
Schreibschrank (Schreibtisch)
Signatur
Q 2/03
Stufe
Serie
Entstehungszeitraum
1721 (ca.)
Archivalienart
Objekt
Verfertiger/-in
Wohl Klosterschreinerei, St.Gallen, möglicherweise unter Mitarbeit von Laienbruder Gabriel Loser (1701-1785)
Alte Signatur
5020
Entstehungszeitraum, Anmerkung
Ältestes der sechs erhaltenen Prunkschreibmöbel.
Ausprägung
analog
digital
Format H x B (x T) in cm
226 x 190 x 132
Material/Technik
Nussbaumholz, Wurzelmaser und andere Hölzer, geschreinert, geschnitzt, intarsiert; Papier, bedruckt; Messing
Zustand
Gut; einige Schnitzdetails (Tierzungen und Krallen) etwas bestossen
Beschreibung
Eigenwillig und farbkontrastreich gestaltetes, breit gelagertes Prunkmöbel von hohem handwerklichem und künstlerisch-ästhetischem Anspruch. Als Träger des zweigeschossigen Korpus dienen - in Anspielung auf die Wappentiere des Klosters St.Gallen und möglicherweise in konzeptueller Anlehnung an die Kachelöfen der damaligen Zeit - vorn zwei Bären, hinten zwei Doggen, die zusammen mit dem zentral platzierten Lamm auf einem von abgeplatteten Kugelfüssen getragenen, geschweiften Fussbrett liegen. Darüber erhebt sich der gedrungene, kantig zugeschnittene Unterbau mit zwei Schubladengeschossen, die Ablagefläche mit geschrägter Schreibplatte sowie der getreppte Schrankaufsatz mit zentraler, quadratischer Nische und knapp zwei Dutzend um diese herum arrangierten, konkav geschweiften Schubladen. Deren Fronten weisen wie die Seitenwangen und die Schreibplatte reiche Intarsien mit wenigen blaugrünen Brandmalerei-Akzenten auf: Paradiesvögel, Wildtiere, Insekten, Blattranken, Blumen, Ähren und Früchte, gepaart mit romantischen Landschaftsszenen und Fantasiearchitektur; an der linken Flanke eine Krippenszene mit Äffchen. Auf der Schreibplatte nehmen ein orientalisch gekleideter Leopardenbändiger und eine geflügelte Dame mit Horn ein querliegendes Blumengebinde in ihre Mitte. Darüber ein breiter Bildspiegel mit zwei Herrenhäusern, einem bärtigen Trommler bei einem Baum sowie vier Reitern in französischer Kleidung, die einen Bären niedermachen. Auf dem Türchen der Aufsatznische schauseitig eine Darstellung des heiligen Benedikt oder des heiligen Gallus vor der Muttergottes, auf der Innenseite ein brennendes Herz auf der Vierung eines lateinischen Kreuzes. Schubladenknäufe aus Messing. Nische mit zwei Tablaren und blumengemustertem Papier (des 19. Jahrhunderts?) ausgestattet. Ein Teil der Schübe lässt sich über einen ebenda verankerten Mechanismus ver- bzw. entriegeln.
Anmerkung
Die auf der Oberseite der Fussleiste als Intarsien festgehaltenen Objekte - ein Messer mit drei Kreuzen auf der Klinge, eine Schere mit einem Kreuzchen und eine Tonpfeife - verweisen möglicherweise auf den bislang anonym gebliebenen Anfertiger des Prunkschrankes.
Restauriert 1985-1987 durch Ernst Bernet, St.Gallen.
2022/2023 restauriert von Johann Herovits, Restaurator, Goldach
Zweigeschossiger Schreibschrank, Anfang 18. Jh.
Aus dem Restaurierungsprotokoll (2023):
Ausgeführte Arbeiten
Alle Messingbeschläge demontiert, gereinigt und lackiert
die spröde gewordene Schellack-Politur so weit möglich reduziert und neu aufgebaut
losgelöste Furniere so weit als möglich niedergelegt
fehlende Furniere ergänzt und farblich angepasst
fehlende Holzkanten an Schubladen, Kanten etc, ergänzt und farblich angepasst
diverse Risse im Holz ausgebessert
den Hunden fehlende Krallen und teils Zunge ergänzt
ganzer Schreibschrank in diversen Schichten wieder neu mit Schellackpolitur aufgebaut
Schutzfrist
Unbekannt
Schutzfristkategorie
Freie Benutzung (0 Jahre)
Bewilligung
Staatsarchiv
Zugänglichkeit
Archivmitarbeiter/-innen
Physische Benutzbarkeit
Nicht möglich
Literatur
Anderes, Bernhard: Der Stiftsbezirk St.Gallen, St.Gallen 1991 (2. Auflage), S. 185f. (mit Abb. 96 und 98).
Grünenfelder, Josef: Der Stiftsbezirk St.Gallen - Kulturhistorischer Führer, Lindenberg o. J. (2012), S. 215f. (mit Abb.).
Hägeli, Benno: Schreibmöbel der Fürstäbte. Kunstverlag Josef Fink, 2023, S. 44-61. (Stiftsarchiv St.Gallen Hrsg.: vvaldo – vademecum III).
Poeschel, Erwin: Die Kunstdenkmäler des Kantons St.Gallen, Band III: Die Stadt St.Gallen. Zweiter Teil: Das Stift, Basel 1961, S. 349 und Abb. 300.